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Der Freizeit-Fotograf Jens Meyer, geboren 1967, fotografiert seit 1989
vor allem auf Auslandsreisen, seit 1997 auch in seiner Heimatstadt
Berlin. Seine thematischen Schwerpunkte sind alte Fassaden-Inschriften,
Décollagen (abgerissene Plakate), Schablonen-Graffiti (sogenannte
Pochoirs) und Grab-Denkmäler.
Über seine Fotos sagt Meyer: "Meine Fotografie ist dokumentarisch. Ich will abbilden, was vorhanden
ist, dem unaufmerksamen Blick jedoch meist entgeht. Es geht mir um ein
getreues Abbild, aber nicht der Wirklichkeit, sondern meiner
Wahrnehmung. Meine Bildgestaltung beschränkt sich auf die Auswahl
eines Bildausschnittes; ich bearbeite meine Bilder nicht nach. Vielleicht könnte man meine Fotografien als naiv bezeichnen. Ich
mache nicht so sehr ästhetische Fotos als vielmehr Fotos
ästhetischer Gegenstände. Ich möchte darin den ungewohnten Blick
auf das Gewohnte festhalten.
Mich interessiert die verblassende, verwitternde, ungültig gewordene
Schrift an der Wand; das allmählich Verfallende, das zufällige
Überbleibsel, die historische Spur, das im Verschwinden Begriffene.
Mich fasziniert daran das Nicht-Beabsichtigte, das zufällig
Gewordene, das anderes Gedachte.
Ich habe wiederholt die Erfahrung gemacht, dass Menschen beim
Betrachten meiner Fotos wortkarg werden. Anfangs hat mich das
verunsichert. Inzwischen freut es mich; nicht zuletzt, weil dieses
stille und konzentrierte Hinsehen die Stimmung widerspiegelt, in der
ich diese Fotos mache. Deshalb freue ich mich,
wenn die Bilder, die bei meinem Hinschauen entstehen, die Betrachter
wiederum zum ruhigen Hinschauen veranlassen.
Ich mache Dias. Dadurch werden die Bilder wieder dorthin geworfen, wo
sie herstammen: An die Wand. So kann ich außerdem die Motive in ihrer
Original-Größe wiedergeben. Eine digitale Veröffentlichung im
Internet ist, so gesehen, ein Medienbruch."
satt.org zeigt eine Auswahl von Jens Meyers Fassadeninschriften unter
dem Titel "Brot & Butter". Eine Ausstellung der von ihm fotografierten
Décollagen ist in Vorbereitung. |
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